Im Krankenhaus angekommen, kam ich sofort in den Operationssaal. Dort wurde die verbrannte Körperoberfläche mit einem der Stahlwolle ähnlichen Schwamm von den Verkohlungen befreit. Danach wurden die Wunden verbunden und ich kam in ein spezielles Verbrennungszimmer. Dort wird die Luft sieben mal gefiltert, damit keinerlei Bakterien in den Raum gelangen können. Dieses Zimmer kostete ohne Arzt und Krankenpflege ca. 1840,- DM pro Tag. Aus gesundheitlichen Gründen wurde ich für ca. zwei Wochen in ein künstliches Koma versetzt.

Im Laufe meines Krankenhausaufenthaltes wurde ich mehrmals operiert. Genau gesagt hatte ich dreizehn schwere, und fünf leichtere Operationen. Um eine optimale Wunddeckung zu gewährleisten, bekam ich Spenderhaut im Wert von ca. 16.000,- DM. Diese Spenderhaut wird durch die Heilung dann nach und nach von meiner eigenen Haut ersetzt. Mehrere Hautverpflanzungen wurden ebenfalls an mir durchgeführt. Dabei wurde mir an den Oberarmen, Ober- und Unterschenkeln und an den Lenden, Haut abgehobelt. Diese wurde dann durch eine Maschine geschickt, die lauter kleine Ritze in die Haut macht, damit sie aussieht wie ein Netz. Durch diese Ritze wird die Haut vergrößert und kann eine größere Fläche abdecken.
Ich hatte an meiner Brust schwerste Verbrennungen. Das Brustbein war von unten her gesehen fünf Zentimeter verbrannt. D.h. noch ein oder zwei Minuten länger in der Leitung, wäre mein Herz verbrannt und ich wäre tot gewesen.

Da also an der Brust fast keine Deckung mehr vorhanden war, wurde mir vom Rücken ein Muskellappen (Latissimus) entnommen und auf meine Brust verpflanzt. Die Operation ist gut verlaufen, aber aus irgendeinem Grund bin ich aufgewacht und aus dem Bett geklettert. Das Bett war aber sehr hoch eingestellt und hatte ein Gitter, damit ich nicht herausfallen konnte.
Theoretisch.

Denn leider hat es mich nicht davon abgehalten, heraus zu kommen. Ich kletterte also über das Gitter und fiel auf den Boden. Dabei riss der Lappen auf meiner Brust fast ganz ab und bis man mich fand, hatte ich über zwei Liter Blut verloren. Ich war in einer lebensbedrohlichen Lage. Erschwerend kam hinzu, dass ich eine seltene Blutgruppe habe und im Krankenhaus keine Blutreserven mehr vorhanden waren. Nur noch ein Liter Blutplasma, aber das war zu wenig. Die Ärzte haben dann in den benachbarten Krankenhäusern herum telefoniert, um irgendwo noch eine passende Blutkonserve zu bekommen. Sie hatten auch Erfolg, es wurden drei Liter Blut mit einem Hubschrauber eingeflogen.

Der Chefarzt rief um ca. 3:00 Uhr morgens meinen Vater an, um Ihm zu sagen, dass ich diesen Sturz aus dem Bett wahrscheinlich nicht überleben würde. Aber ich habe um mein Leben gekämpft.

Bei der nächsten Operation wurden mir am linken Fuß die ersten drei verkohlten Zehen und am rechten Fuß die halbe Großzehe amputiert. Die Ärzte sagten mir, dass ich durch die komplette Amputation der ersten drei Zehen am linken Fuß nicht mehr richtig laufen können würde, da ich mein Gleichgewicht nicht halten könne. Aber diese Aussage hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.

Bei dem Arbeitsunfall verbrannte ich mir auch meine linke Hand so sehr, dass die Ärzte mir die Hand wegen mangelnder Durchblutung amputieren wollten. Nur den Daumen hätten sie erhalten können. Der Chefarzt jedoch wollte vorher noch etwas ausprobieren, um die Hand zu retten. Dabei nähte er meine Hand in mein Becken ein, um damit die Durchblutung wieder zu erreichen. Meinen linken Arm fixierte er mit einer Schraube an meinem Becken, damit ich meine Hand nicht aus dem Becken reißen konnte. Nach ca. einer Woche wurde die Hand aus meinem Becken wieder entfernt und es blieb ein Stück Haut auf der Hand zurück. Meine Hand sah dann von oben aus wie ein Fäustling. Man konnte keine Finger erkennen, nur von der Handinnenseite waren sie zu sehen. Bei einer weiteren Operation wurde die Haut aufgeteilt und die Finger neu modelliert.

Dabei ist alles gut gegangen und ich konnte meine Hand behalten. Ich kann sie jedoch nicht vollkommen einsetzen, da die Strecksehnen verbrannt sind. Die meisten Fingergelenke sind ebenfalls verbrannt und dadurch starr.

Weil ich nur auf dem Rücken liegen konnte, habe ich mich wund gelegen, was ziemlich schmerzhaft war. Da ich schon so lange Morphium bekam, bestand die Gefahr, davon abhängig zu werden. Aus diesem Grunde wurde mein wunder Po ohne Schmerzmittel mit einem Skalpell abgeschabt. Fünf Ärzte und Pfleger hielten mich dabei fest und ein Arzt hat das wunde Gewebe entfernt. Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben solche Schmerzen gehabt.

Der ganze Krankenhausaufenthalt dauerte vom 27.07.1995 bis zum 08.01.1996. Davon war ich vier Monate und eine Woche auf der Intensivstation und den Rest der Zeit auf der normalen Station.